"Ehebett statt Klassenzimmer" - eine Ö1 Reportage von Mag. Ursula Theiretzbacher
Anerkennungspreis: Ehebett statt Klassenzimmer
Jedes Jahr werden weltweit 15 Millionen Mädchen zwangsverheiratet, bevor sie 18 Jahre alt sind. Die meisten Kinderbräute leben in Indien, Afghanistan und Afrika. Vor allem der Bürgerkrieg in Syrien hat das Thema Kinderehe auch nach Europa gebracht.
In Syrien werden gerade einmal pubertierende Mädchen verheiratet und damit erwachsenen Männern ausgeliefert, weil sie diese vermeintlich vor Vergewaltigung auf der Flucht beschützen. Die Folgen von früher Heirat sind schlimm: Die Schulausbildung wird abgebrochen, es kommt zu viel zu frühen Schwangerschaften. Laut Gesundheitsbehörde WHO ist die zweithäufigste Todesursache von Kinderbräuten die Geburt eines Babys.
In Deutschland wurde die Ehemündigkeit kürzlich per Gesetz auf 18 heraufgesetzt, Kinderehen als ungültig erklärt. In Österreich gilt das Recht des Heimatlandes, es sei denn, einer der Eheleute ist jünger als 14. Wie viele Betroffene es aktuell in Österreich gibt, darüber gibt es keine konkreten Zahlen.
Ö1 Redakteurin Ursula Theiretzbacher berichtet in ihrer Reportage über eine 13 jährige Syrerin Leira, die von ihrer Mutter mit einem doppelt so alten Mann verheiratet wird, kurz nach der Verheiratung schwanger wird und brutalen Misshandlungen durch ihren Mann ausgesetzt ist. Mutter, Tochter und Schwiegersohn flüchten nach Österreich. Erst als Leyla im 8.Monat schwanger ist, wird eine Caritas- Mitarbeiterin auf sie aufmerksam. Sie organisiert für Leyla die Entbindung in einem Grazer Spital und unterstützt sie gegen ihren gewalttätigen Mann, der schließlich wegen schweren sexuellen Missbrauchs verurteilt wird. Heute sind Leyla und ihre Mutter in Österreich Flüchtlinge mit anerkanntem Asylstatus. Ihr Sohn ist jetzt 17 Monate alt. Die Großmutter kümmert sich um das Kind, während Leyla in die Schule geht. Sie will einmal Krankenschwester werden.