Pronegg-Schleich Soziale Dienste, Graz
Projekt Beam
Im Projekt BEAM (Beratung/Behinderung/Begleitung Eltern Alltagskompetenz Migration) gehen Prävention, Beratung und Wissenstransfer Hand in Hand – mit dem Ziel, Kindern mit Migrationshintergrund bestmögliche Entwicklungschancen zu bieten.
BEAM kurz erklärt:
BEAM begleitet Eltern mit Kindern mit Unterstützungsbedarf, drohender oder bestehender Behinderung, da das Angebot an Förderung, Therapie und finanziellen Hilfen sehr schwer zu überschauen ist. Neben der Vielfalt der Angebotslandschaft sind es die komplexen Abläufe und verschiedene Hürden, die den Zugang zu adäquater Förderung verhindern. Ergänzend dazu sichert das präventive Angebot Mamaplausch den niederschwelligen Zugang zum Beratungsangebot. Regelmäßige Schulung von Multiplikatorinnen (BEAM-Elternlotsinnen) sichern die Weitergabe von Wissen in die Communities.
Wie entstand BEAM?
Die Projektidee entstand im Jahr 2015 aus unseren Tätigkeitsfeldern, der Kinder- und Jugendhilfe und Behindertenhilfe: wir stellten fest, dass kulturelle, sprachliche und informationsbedingte Hürden vielfach verhindern, dass Kinder mit Unterstützungsbedarf, die aus anderen Kulturen kommen, möglichst früh bestmögliche Hilfen und Therapien bekommen. Das Thema Behinderung ist in vielen Kulturen tabubehaftet und die Hemmschwelle, Unterstützung anzunehmen, sehr hoch.
Ziel des Projekts war es damals, diese Hemmschwellen abzubauen und Eltern mit Migrationshintergrund durch den Dschungel an Therapien und finanziellen Hilfen zu begleiten und sprachlich zu unterstützen. Bei der Projektumsetzung wurde rasch klar: um Eltern mit Migrationshintergrund zu erreichen, braucht es Personen aus den jeweiligen Herkunftsländern und mit Sprachkenntnissen, die Zugänge zu den Eltern schaffen, kulturbedingte Hemmschwellen abbauen und das Wissen in die Communities weitergeben. Durch eine umfassende Basisschulung von engagierten und gut vernetzten Frauen aus verschiedenen Kulturgruppen wurde dieser Zugang geschaffen, die BEAM-Elternlotsinnen nahmen ihre Arbeit auf und fungierten als Bindeglied zu den verschiedenen Communities.
Innerhalb kurzer Zeit wurde sichtbar, dass es einen großen Bedarf an Information rund um Kind und Familie, kindlicher Entwicklung und möglicher Schwierigkeiten dabei, Kindergarten und Schule in Österreich, Erziehung, usw. bei den Eltern der Projektzielgruppe gibt. Die BEAM-Elternlotsinnen begannen, niederschwellige Gesprächs- und Informationsrunden für Mütter anzubieten, das präventive Modul Mamaplausch war geboren. Mit diesen Mamaplausch-Runden gelangt es, einen niederschwelligen Zugang zum Beratungsangebot zu schaffen, es wurde mehr und mehr von den Eltern in Anspruch genommen. Die Elternlotsinnen fungieren somit als Bindeglied zu den Communities und Multiplikatorinnen des Wissens. Sie bekommen laufend Schulungen, Materialien und Informationen, die sie in ihre Netzwerke weitergeben. Als Anknüpfungspunkt im Projekt wurden bewusst die Mütter gewählt, da sie oft als Hauptbezugsperson der Kinder fungieren. Ziel war es auch, sie in ihrer Rolle innerhalb der Familie zu stärken und Integration in die Gesellschaft anzubahnen.
Vorrangiges Ziel von BEAM
ist die Stabilisierung von Familiensystemen und der Wissenszuwachs von Eltern und Bezugspersonen, um Kindern die bestmögliche Förderung zu ermöglichen und ihre Potentiale auszuschöpfen. Das Ineinandergreifen von Informationsweitergabe mit dem Beratungsangebot hat sich als optimal erwiesen – so können Familien, bei denen im Modul Mamaplausch Unterstützungsbedarf sichtbar wird, rasch und unbürokratisch zum Beratungsangebot verwiesen und bei Bedarf sprachlich begleitet werden.
Was macht BEAM aus?
Im Projekt BEAM greifen die drei Ebenen Beratung und Begleitung, Prävention (Modul Mamaplausch) und Wissenstransfer nahtlos ineinander, um auch bildungsfernen und sozial benachteiligten Eltern mit Migrationshintergrund Zugang zu Information und Wissen zu verschaffen und die Entwicklung ihrer Kinder optimal zu fördern:
- Modul Beratung und Begleitung von Familien mit Migrationshintergrund, deren Kinder Unterstützungsbedarf oder (drohende) Behinderung haben, Mittlergespräche mit Institutionen des Gesundheits- und Sozialsystems, Schulen und Kindergärten. Ziel ist die Auseinandersetzung und die Akzeptanz des Unterstützungsbedarfs des Kindes, das Finden und Anbahnen der bestmöglichen Förderung und Therapie, die finanzielle Absicherung der Familie, die Stabilisierung des Familiensystems, um die Potentiale des Kindes bestmöglich auszuschöpfen
- Modul Mamaplausch: Niederschwellige Informations- und Gesprächsrunden mit Frauen aus verschiedenen Kulturen (in einigen Fällen auch mit den Vätern) über kindliche Entwicklung, Förderung von Kindern, Gestaltung des Familienalltags sowie Unterstützungsangebote uvm. Durch vielfältige Materialien wird der Austausch unter den TeilnehmerInnen angeregt, auch bildungsferne Mütter gut eingebunden und Informationen anschaulich vermittelt. Die Runden finden dort statt, wo die Mütter gut erreichbar sind – in Parks, Stadtteilzentren, Kulturvereinen oder bei den Familien daheim statt.
- Modul Wissenstransfer: Schulung der BEAM-Elternlotsinnen, die die Mamaplausch-Angebote hauptsächlich durchführen und das Wissen in die Communities tragen; Weitergabe von Information an EntscheidungsträgerInnen und MultiplikatorInnen, Sensibilisierung von Fachkräften für Hemmschwellen und Hürden, damit Kinder aus verschiedenen Kulturen bestmögliche Förderung bekommen.
Fakten zu BEAM
- Projektträger: Pronegg-Schleich Soziale Dienste
- Projektgebiet: Zentralraum Steiermark (vorrangig Graz und Graz-Umgebung)
- Projektfinanzierung 2018: nationale Integrationsförderung, Stadt Graz – Integration und Bildung durch 7 äußerst engagierte BEAM-Elternlotsinnen aus unterschiedlichen Kulturen und mit verschiedensten Sprachkenntnissen (arabisch, Farsi/Dari, türkisch, albanisch, mazedonisch, bosnischkroatisch-serbisch, indonesisch, englisch, ), zum Teil mit wenigen Stunden beschäftigt, den Hauptteil der Tätigkeit erledigen die BEAM-Elternlotsinnen jedoch zusätzlich auf ehrenamtlicher Basis